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Pressemitteilungen > 2006
Vollzug - dringend gesucht:
Der Klimawandel in der Politik
Der Klimawandel betrifft nicht nur unser Wetter. Auch in der Politik steigt das Thermometer im Rhein- Sieg- Kreis bedenklich, mediterane Zustände machen sich breit. Bald werden, wie in Sizilien, die Zitronenbäume auf den Feldern gedeihen. Wer es sich dann noch erlaubt, auf unerlaubten Pestiziteinsatz oder illegale Bauwerke in der Hochwasserzone hinzuweisen, muss damit rechnen, auf offener Straße sein Leben zu lassen. Noch ist der Klimawandel nicht vollzogen, aber die Vorboten sind längst eingetroffen. Die Halsbandsittiche umkreisen kreischend unsere Häuser und verbreiten südländische Atmosphäre. Und auch die Suche nach einem noch funktionierenden Rechtsstaat hat längst begonnen...
Solche Fragen sammeln sich bei der Arbeit des BUND im Rhein- Sieg- Kreis an. Doch entscheidend ist, weshalb solche Fragen die Aufsichtsbehörden bis hin zum Ministerium für Umwelt, Naturschutz, Landwirtschaft und Verbrauchersicherheit in Düsseldorf nicht wirklich interessieren. Wer hält schützend die Hand über die Fülle der angreifbaren Vorgänge im Rhein- Sieg- Kreis und baut damit systematisch Rechtstaatlichkeit ab? Wer sorgt dafür, dass nationale und internationale Standards uns nicht oder um Jahre verspätet erreichen? Wer hat ein Interesse daran, den Kreis zur Bananenrepublik abzuwirtschaften? Wer will die Grenze zwischen Politik und Verwaltung so verwischen, dass Aufsichtsbehörden sich nicht mehr zuständig fühlen oder sich nicht trauen, klare Vorgaben durchzusetzen?
Spielt es eine Rolle, dass der Regierungspräsident Hans- Peter Lindlar aus dem Rhein- Sieg- Kreis stammt und nach langjähriger Mitgliedschaft im Kreistag hier vielleicht nicht als Kritiker alter Freunde in Erscheinung treten möchte? Fällt es ins Gewicht, dass Herr Andreas Krautscheid, Parteivorsitzender der CDU im Kreis, inzwischen als Medienstaatssekretär in der Staatskanzlei des Herrn Ministerpräsidenten Rüttgers arbeitet? Oder zieht vielleicht Dr. Gerhard Papke als Fraktionsvorsitzender der FDP im Landtag und zugleich Parteivorsitzender der Kreis- FDP hier seine Strippen, um möglichst lange zu verdecken, dass nicht ein sachgerechter, zukunftsgerichteter Naturschutz der Wirtschaft und den Menschen schadet, sondern vielmehr Rheinischer Klüngel, mangelndes Unrechtsbewusstsein und fehlende Fachkompetenz in der Politik und Verwaltung? Oder verweigert sich Landrat Frithjof Kühn selbst beharrlich der Aufklärung der Vorwürfe, noch immer verbittert über seine politische wie fachliche Fehleinschätzung im Konflikt um den Weltjugendtag, dem er selbst als persönlichen Höhepunkt seiner Karriere entgegensah?
Würde eine systematische Aufarbeitung der Vollzugsdefizite das Propagandakonzept der Landesregierung sprengen, wonach die Umweltpolitik "störend" und "lähmend" auf das Land wirkte und die Verbände hier als verantwortungsvolle Mitakteure nur störten? Denn wir erinnern uns vielleicht dunkel, Herr Krautscheid war einer der aggressiven Wortführer im Streit um den Standort für den Abschlussgottesdienst des Weltjugendtages und die Landespolitik wird noch immer nicht müde, die mangelnde Vorbereitung seitens der Weltjugendtagsgesellschaft und die groben wie blamablen Entscheidungsfehler der Politik dem BUND anlasten zu wollen.
Die auffällige Häufung von Kritik aus dem Rhein- Sieg- Kreis an den Vorgängen im Rhein- Sieg- Kreis ergibt sich aus der Kontinuität unserer Verbandsarbeit. Die Kritik des BUND könnte somit Anlass sein, zu fragen, ob Verwaltungen ausreichend ausgestattet und effizient strukturiert sind, ob die fachlichen Netzwerke dort ausreichen? Man könnte fragen, ob die kommunale Selbstverwaltung überfordert ist. Es wäre sogar erlaubt zu erwägen, ob Bürgermeister und Landräte noch über genügend Bodenhaftung verfügen. All solche Fragen wären hilfreich, um den Klimawandel in der Politik zu bewältigen.
Die Kritik an der Arbeit der Naturschutzverbände, gerade aus den Reihen der Politik, ist uns Anlass und Ansporn, weiterhin unsere Fragen zu stellen und den Klimawandel zum Thema zu machen - denn die Erwärmung betrifft uns alle, nicht nur die Natur.
Roman Stumm,
für den Vorstand des BUND Rhein-Sieg
Übrigens: Wer mit uns über diesen Artikel und die hier gestellten Fragen diskutieren möchte, ist herzlich eingeladen uns per E-Mail oder in unserem Gästebuch seine Meinung mitzuteilen.