BUND Rhein-Sieg-Kreis


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Pressemitteilung vom 13.02.2007

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BUND widerspricht Dateninterpretation des Rhein-Sieg-Kreises
- Massiver Einfamilienhausbau schadet Rhein-Sieg-Kreis und NRW



Bonn/Rhein-Sieg-Kreis: Landrat Frithjof Kühn sieht den Landkreis auf Wachstumskurs, der Wohnraumbedarf sei bestätigt. Doch seine Prognose schreibt unrealistische Wachstumszahlen fort und seine Dateninterpretation ist oberflächlich. Tatsächlich wird die Zahl der auf dem Wohnungsmarkt aktiven Menschen abnehmen. Die derzeitig geforderten Baulandausweisungen basieren auf unsicheren Daten, gehen von falschen Voraussetzungen aus und schaffen dauerhaft Kosten.

Der Rhein-Sieg-Kreis wächst - wenn überhaupt - dann nicht aus eigener Kraft, sondern nur durch Zuwanderung. Die von Kühn geforderte Schaffung neuer Infrastruktur, um die Zuwanderer versorgen und anziehen zu können, schafft zusätzliche Kosten. In den Herkunftsregionen der Zuwanderer werden Häuser leer stehen, Straßen und Kanäle untergenutzt sein. Doch trotzdem müssen diese Anlagen weiter unterhalten werden. Auch mit Geld aus dem Landeshaushalt, den alle Bürger - egal ob Bewohner des Rhein-Sieg-Kreises oder nicht - bezahlen müssen.

Die Forderung nach Wohnungsneubau basiert auf einem von der Kreissparkasse Köln bezahlten Empirica-Gutachten. Für zuziehende Familien und für die Kinder der Baby-Boomer-Generation seien bis 2020 ca. 63 000 Wohnungen, drei Viertel davon Einfamilienhäuser in der Region Bonn/Rhein-Sieg nötig. Doch nach der Bewohnerbefragung in derselben Studie bevorzugen die beiden häufigsten Nachfrager-Typen (zusammen über 50 %) "eine attraktive, verkehrsgünstige Lage mit guter Versorgungs- und Freizeitinfrastruktur" und kaufen häufig Eigentumswohnungen bzw. barrierefreie Wohnungen. Beiden ist nicht mit Einfamilienhäusern gedient.

Die "Kinder der Baby-Boomer" sind die Baby-Bust-Generation. Sie kann nicht massiv auf den Immobilienmarkt drängen, denn seit den 70er Jahren werden nicht mehr genug Kinder geboren, um die früheren Generationen vollständig zu ersetzen.

Abbildung 1 zeigt den Pillenknick: Die mittleren Altersjahrgänge sowie die Gruppe der Kinder und Jugendlichen schrumpfen deutlich.

Der Verweis auf die wachsende Zahl der Erwerbstätigen ist oberflächlich: Zwar wächst die Gruppe der 20-60 bis ca. 2020, doch der genauere Blick zeigt ein anderes Bild: Alleine die Zahl der 50 bis 60 Jahre alten Menschen steigt, die 20 bis 50-Jährigen, die auf dem Wohnungsmarkt wesentlich aktiver sind, werden weniger.

(Abbildung 2 und 3)
Die Hoffnung diesen Prozess über Zuwanderung abzufedern trügt, denn auch NRW und Deutschland altern und somit sinkt das Potenzial möglicher Zuwanderer.

(Abbildung 4)
Schon 2010-2015 wird der Rhein-Sieg-Kreis deutlich weniger Kinder und weniger Menschen im Familienalter beherbergen, Massive Baulandausweisung und Wohnungsbau würden dann für Eigenheimbesitzer und die kommunalen Haushalte zu einem Desaster führen.

(Abbildung 3 und 5)
Mit der Prognose des LDS-NRW wird hier Schindluder getrieben: Abgesehen davon, dass die im Demographie-Bericht des Rhein-Sieg-Kreises zitierte Prognose nur eine mögliche Variante darstellt, muss immer hinterfragt werden, welche Annahmen dahinter stehen. Jede Prognose kann die Zukunft nur unter bestimmten Grundannahmen darstellen und diese mathematisch-exakt fortschreiben. Der Rhein-Sieg-Kreis hat offensichtlich Trends besserer zurückliegender Jahre fortgeschrieben, obwohl die Realentwicklung eindeutig sinkende Zuwächse zeigt, mit denen die propagierten Zuwächse nicht annähern zu ereichen sind.

(Abbildung 6)
Wer die Prognose als Handlungsempfehlung zur Schaffung kostspieliger Infrastruktur umdeutet und zu Lasten der öffentlichen und privaten Haushalte und zu Lasten der Umwelt einen sinnlosen interkommunalen Wettbewerb anfacht, bei dem alle verlieren werden, dem sei die Betrachtung der Daten des LDS-NRW wärmstens ans Herz gelegt. Aber vielleicht wird gerade deshalb momentan so offensiv mit den Prognosedaten geworben, im Bewusstsein, dass sie bald nicht mehr haltbar sind.


Weitere Informationen:

01.02.2007: Entgegen der Wachstumsprognose "Bonn und das Kreisgebiet verlassen bereits die Boomphase"

Die Nutzung der Landesdatenbank ist kostenlos. Ihre Daten sind im Internet unter www.lds.nrw.de zugänglich.

Hintergrund-Papier:
http://www.freiraumschutz-nrw.de/joomla/index.php?option=com_content&task=view&id=88&Itemid=70

Stephan Günthner, Städtebau-Experte des BUND 0211/302 005-28
stephan.guenthner@bund.net

Valentin Hollain, Demographie-Experte des BUND, 0163-8818261
V_Hollain@gmx.net

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